Neffe Kalle ist krank

 

Mein Neffe Kalle, der ein sehr feiner Kerl ist, hatte in sehr jungen Jahren Probleme mit der Verdauung, zum Glück nur kurz. Man weiß es nicht genau, aber irgendwie und irgendwo hatte er sich einen Virus eingefangen, der ihm auf Magen und Darm schlug. Die üblichen Resultate waren die Folge, wir wollen es nicht genauer benennen, zunächst bei ihm, dann auch bei dem Rest des Clans. Tagelang schlug sich die Kernfamilie mit dem Angreifer herum, alle lagen krank zu Bett oder bewegten sich höchstens Richtung Toilette und wieder zurück. Niemand wusste, wie man dieses Eindringlins Herr werden konnte. 

Mein Neffe nahm sich, wie vieles, auch dieses Ereignis sehr zu Herzen und grübelte mit seinem Kinderhirn. Tage später und schon stark dehydriert fasste er kurz seine bisher erworbenen medizinischen Kenntnisse aus dem Kindergarten zusammen und teilte uns mit, was in Zukunft zu tun sei: „Der Klodeckel muss zu, sonst springen alle Bakterien hinein.“ Abgesehen von der Richtung - da war ja was Korrektes dran. Doch auch diese Kenntnisse halfen nicht, den Schädling wieder loszuwerden. Wie gesagt: Tagelang wogte der Kampf zwischen Bett und Klo, zwischen Cola trinken und Salzstangen, und was man sonst noch so an Nutzlosem tut, um sich beruhigen. Doch richtig beruhigt war keiner. Kalles Gesundheitszustand wurde zunehmend bedenklich, der Weg zum Krankenhaus  in Erwägung gezogen. Doch dann, wie durch ein Wunder, wendete sich das Blatt. Kalles kleiner Körper wehrte sich erfolgreich, die Gänge zum Klo wurden seltener, die aufgenommenen Speisen blieben drin, so dass Kalle einige Tage und viele Salzstangen und Colagläser später wieder auf seinen kleinen stämmigen Beinen stand, zu mir unters Dachgschoss hochkraxelte, die Tür aufstupste und mich weckend mit den freundlichen Worten und seiner kindersprachlich eingeschränkten Diagnose zu informieren versuchte: "Tleine Tlumpen.“ Selten habe ich mich über die kleinen Sprachfehler beim Kl so gefreut!